Einführungsrede zum Abendprogramm anlässlich des 2. Internationalen
Kongresses «Humor in der Therapie»,
11. Oktober 1997,
von René Schweizer.


Guten Abend, meine Damen und Herren.

Als Initiator dieses Kongresses freut es mich, Sie zu unserer Veranstaltung Humor in Kürze - Humor 3000 - Humor in Aktion begrüssen zu dürfen. Es geht heute abend um Information und Unterhaltung, um das Lachen in Theorie und praktischer Anwendung. Unterhaltung - ein merkwürdiges Wort. Man kann einen Saal unterhalten oder eine Waschmaschine, einen König oder einen Wagenpark. Wer zuviel Unterhalt bezahlen muss, findet das nicht unterhaltend. Vielleicht ist das Lachen dazu da, um die Maschine Mensch zu unterhalten.

Als ich mich gedanklich mit der Idee eines Kongresses über Humorforschung und therapeutischen Humor befasste, hatte ich eine über dreissig Jahre alte Vision im Gepäck. Schon kurz nach Beendigung der Schulzeit anfangs der sechziger Jahre, als ich zum ersten Mal so richtig Musse hatte, die Welt unbeeinflusst zu betrachten, erkannte ich zu meinem Schrecken, dass der Mensch eigentlich eine Peinlichkeit war. Ich begann mir nüchtern die Frage zu stellen, ob ich wirklich zu dieser Gattung gehörte, so fremd fühlte ich mich ihr. Anfangs der siebziger Jahre ging ich mal am frühen Abend in eine Bar, um ein Bier zu trinken. An der Theke stand ein Freund von mir. Er begann zu reden, über irgend eine Katastrophe, die sich gerade irgendwo ereignet hatte. Um ihn zu beruhigen, sagte ich: "Man sollte halt mal etwas dagegen unternehmen." Mein Freund drehte seinen Kopf zu mir hin, schaute mir intensiv in die Augen, tippte mit dem Zeigefinger mehrmals gegen meine bierlose Brust und sprach mit Nachdruck die fatalen Worte aus: "Du solltest etwas unternehmen, Du!" Ich runzelte die Stirn und sagte halb abweisend, halb neugierig: "Wieso ich?" "Weil Du der einzige bist, der das kann", sagte er mit dem Ton eines Menschen, der vollkommen von dem überzeugt ist, was er sagt. Ich war verblüfft. "Ich?" fragte ich fast ein bisschen kleinlaut. "Ja, Du!" unterstrich mein Freund seine Meinung.

Dieses Erlebnis hat mein Leben verändert. Ich war in den folgenden Tagen wie von einem Virus befallen. Wo immer ich mich aufhielt, was immer ich gerade tat, stets kamen mir diese Worte ungefragt in den Sinn: "Weil du der einzige bist, der das kann." Weshalb hat er das gesagt? Wie kommt er darauf, dass ich so etwas könnte? Wie macht man so etwas überhaupt? Seither sind weit über zwanzig Jahre ins Land gezogen.

Anno 1979 erschien das Buch Lachen und Leiden von Raymond A. Moody, einem amerikanischen Arzt. Zum ersten Mal hörte ich von der konkret eingesetzten Heilkraft des Lachens im klinischen Alltag, und es wurde mir klar, dass jetzt die Zeit reif dafür war, den Stellenwert des Lachens für die Gesundheit von Körper und Seele auf breiter Basis bekannt zu machen. Ich brauchte ein paar Jahre, um den brennenden Wunsch zu einer Vision werden zu lassen und später in einen Plan zu giessen. Als die Idee des Kongresses spruchreif wurde, sagte ich mir: Zuerst sorgst Du dafür, dass die Öffentlichkeit während einiger Jahre regelmässig darüber informiert wird, dass das Lachen nachgewiesenermassen gesund machen kann, und sobald sich das in den Köpfen und Herzen festgesetzt hat, bietest du interessierten Menschen die Möglichkeit an, sich zum Humorator ausbilden zu lassen.

Jetzt stehe ich hier als Präsident des Vereins Schweizer Kulturkonzepte, eines vor kurzem gegründeten Zusammenschlusses freier Humorschaffender, die das Ziel verfolgen, Projekte, Produktionen und Veranstaltungen im Zusammenhang mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Lachforschung, der Gelotologie, zu fördern. Der heutige Abend ist eine solche Veranstaltung. Wir möchten möglichst viele von Ihnen davon überzeugen, dass jetzt im Vorfeld des Jahrtausendwechsels die einmalige Chance besteht, neue geistige Ansätze zu testen und innovative Aktionskonzepte zu entwerfen, die das Lachen als integrierten Bestandteil der Taktik von Anfang an mit einbeziehen.

Lassen Sie mich kurz erklären, wie Schweizer Kulturkonzepte arbeitet: Unser Ansatz stützt sich auf vier Gegebenheiten: 1. Den Jahrtausendwechsel. 2. Den Nachweis der wissenschaftlichen Lachforschung, dass im Lachen Heilkraft steckt. 3. Um das menschliche Urbedürfnis nach Geschichten und Weltbildern. Und 4. um das Nichts als Chance für alles.

Zu Punkt 1: Es dauert noch etwas mehr als 800 Tage, bis wir den Wechsel vom 2. ins 3. Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung zu feiern beginnen. Der arithmetisch richtige Wechsel findet ja erst statt, wenn das Jahr 2000 zu Ende ist, aber es beeindruckt halt mehr, wenn der Zeitmesser von der Zahl 1999 auf die Zahl 2000 springt. So haben wir Gelegenheit, das ganze Jahr 2000 zum Feiern zu benutzen. Meine Partner und ich glauben, dass ein solches Ereignis ein starkes Potential an Energie zu mobilisieren vermag. Zwar spürt man heute im Alltag erstaunlicherweise noch nicht viel davon, aber ich nehme an, dass vielerorts die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen.

Soviel zur Gegebenheit des Jahrtausendwechsels. Die zweite betrifft das Lachen. Seit gut zwei Dutzend Jahren existiert der wissenschaftliche Nachweis dafür, dass im Lachen Heilkraft steckt. Wir wissen, welche Substanzen sich in unseren Körpern auf die Socken machen, wenn wir von einem Lachanfall geschüttelt werden: Endorphine, Katecholamine, Killerzellen etc. etc.

Das dritte Element, das uns hier interessiert, ist das Phänomen der Story. Wenn wir uns in Gedanken auf ein Sofa setzen, welches in einem Orbit um die Erde kreist, und auf diese hinunter schauen, können wir erkennen, dass die meisten Menschen sich von Geschichten leiten lassen. Sie sind an Weltbilder gefesselt, die man ihnen eingetrichtert hat, als sie noch nicht in der Lage waren, sich dagegen zu wehren, Weltbilder, die seit vielen Jahrhunderten um die eigene Achse rotieren und sich kaum vom Fleck bewegen, Anachronismen, die nicht loslassen und sich dem Wandel der Zeit anzupassen vermögen. Die ältesten Geschichten sind die Mythen und Sagen: Gilgamesch, Atlantis und Lemuria, die griechischen Sagen, die Edda, die Nibelungen, Wilhelm Tell. Und alle Religionen sind Geschichten: Die Veden, Buddhas steiniger Weg zur Erleuchtung, der Auszug der Israeliten aus Aegypten unter Moses, der sie nach vierzigjähriger Irrfahrt durch die Wüste an die einzige erdölfreie Stelle im Nahen Osten führte, wie es Golda MeÔr einst formulierte, das Jesuskindlein im Stall von Bethlehem, dessen heutige Stellvertreter regelmässig zu Modellfällen der Gerontologie mutieren, Mohammed in der Wüste mit seinen fanatisierten Ururenkeln, Luther in Wittenberg und seine farblosen und lustfeindlichen Nachkommen. Aber auch die Ideologien und politischen Programme stützen sich auf Geschichten: die rollenden Köpfe der Französischen Revolution mit ihrem Liberté, Egalité, Fraternité, der bärtige Karl Marx als Hungerkünstler in London, Mao Tse Tungs langer Marsch zum Platz des Himmlischen Friedens, der Che der kubanischen Revolution, Kennedy's "Ich bin ein Berliner", Willy Brandt in Norwegen, Olof Palmes Tod in Schweden und die Abwahl von Regierungsrat Christoph Stutz hier in Basel vor ein paar Jahren. Alles Geschichten. Und abends am Fernseher, im Theater, im Freundeskreis, mit einem Buch in der Hand, am Stammtisch... Geschichten, Geschichten, Geschichten...

Die vierte Gegebenheit ist das Nichts. Erinnern Sie sich an Sokrates? Vor zweieinhalbtausend Jahren soll er in Athen den legendären Satz ausgesprochen haben: Alles, was ich weiss, ist, dass ich nichts weiss. Generationen von Gymnasiasten und Studenten haben seither ihre Gesichtszüge in müde Falten gelegt und altklug "naja!" dazu gehaucht. Dabei ist diese Erkenntnis vielleicht die höchste, die einem Menschen zu erreichen vergönnt ist. Der heilige Johannes vom Kreuz sagte vor fünfhundert Jahren: "Dieses Wissen, nichts zu wissen, ist von so grosser Kraft, dass die Weisen mit ihren Schlüssen es niemals zu Fall bringen können, weil ihr Wissen nie zu der Erkenntnis gelangt, dass das Nichtbegreifen dessen, was man begreift, alle Wissenschaft übersteigt." Zweihundertfünfzig Jahre später lässt Goethe seinen Faust im Einstiegsmonolog jammern: "Und sehe, dass wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen." Und vor wenigen Jahren formulierte Ronald D. Laing, der berühmte amerikanische Psychologe, den Satz: "Wenn ich nicht weiss, dass ich nicht weiss, glaube ich zu wissen. Wenn ich nicht weiss, dass ich weiss, glaube ich nicht zu wissen."

Am letztjährigen ersten Kongress Humor in der Therapie habe ich durch Michael Berger, den Eigentümer der legendären Harlekin Geschenke GmbH, zwei Leute kennengelernt: John Halpern, einen amerikanischen Künstler, der hier in Basel lebt, und Holger Thiesen aus Friesland in Norddeutschland, einen Erfinder, Berater und Erneuerer von Denkformen. Wir haben uns im vergangenen November zur Humor Akademie Olympia2 zusammengeschlossen und am 1. April dieses Jahres in der Alten Kirche zu Wiesbaden-Erbenheim die Nulltagtaufe gefeiert und die Witzenschaft der Nullosophie begründet. Es ging dabei um das Vermitteln der Erkenntnis - ich zitiere aus meiner damaligen Rede - "dass wir als Menschheit an einem Punkt angelangt sind, wo alles derart kompliziert, unübersichtlich und wirr geworden ist, dass wir nicht darum herum kommen, unsere Uhren zuerst einmal auf null zu stellen, ehe wir uns neu einzurichten beginnen. Und zur inneren Null gibt es nur einen Schlüssel: das Lachen, denn nur das Lachen liefert dem Geist die Voraussetzung für den Quantensprung in die höhere Ordnung der Leere. Und dort wollen wir hin und den Tanz der Spass-Guerillas tanzen." Zitatende!

Am 27. Juli, wurde in Rendsburg, Schleswig-Holstein, unter dem Nord-/Ostsee-Kanal der erste Lachtunnel der Welt eingeweiht. Am kommenden 15. November wird hier in Basel ein neues Perspektivenpaket und Projektearsenal vorgestellt. Sie sind herzlich dazu eingeladen. Bitte hinterlassen Sie Ihre Anschriften beim Narrenweibel. Wir werden Sie rechtzeitig informieren.

Nun haben wir, wie gesagt, diese vier Grundgegebenheiten: Jahrtausendwechsel, Lachen, Story und Nichts. Und was sollen wir damit? Ich will es Ihnen sagen: Wenn wir wissen, dass wir nichts wissen, dann können wir uns dafür entscheiden, mit diesem Wissen um unser Nichtswissen kreativ umzugehen. Beispielsweise können wir es uns als eine weisse Leinwand vorstellen. Wenn die Leinwand leer ist, sind wir in unserer Kreativität völlig uneingeschränkt, wir können alles zum Bild werden lassen, wozu wir Lust haben und was unsere Vorstellungskraft uns eingibt. Alles. Wir können uns unsere eigene Geschichte ausdenken und der Öffentlichkeit mit den Worten vorstellen: Wir nehmen an, dass Ihr auch nichts wisst. Deshalb bieten wir Euch eine Geschichte an, die wir uns ausgedacht haben und für möglich halten. Wenn sie Euch gefällt, könnt Ihr mitspielen. Ihr seid herzlich dazu eingeladen." Und da viele diese Ehrlichkeit schätzen und sich im stillen darüber klar sind, dass sie auch nichts wissen, schliessen sie sich an. Heute wollen wir Ihnen einen Einblick in das Projekt geben, das wir uns zum Jahrtausendwechsel ausgedacht haben. Am Anfang steht die Einsicht, dass Fiktion und Realität, Traum und Wirklichkeit, Phantasie und Tatsache ein und dasselbe Element in einem unterschiedlichen Aggregatszustand sind. So wie H2O einmal Wasser, einmal Eis und einmal Dampf sein kann, so kann jede Idee, jeder Traum, jede Hoffnung einmal zu Wirklichkeit werden. Was es braucht, um vom einen in den anderen Zustand zu gelangen, ist Energie.

Ein Jahrtausendwechsel ist ein Energieauslöser. Er regt die Phantasie und Kreativität der Menschen an. Wenn man die Ohren öffnet, hört man ein Geraune über den Weltuntergang, aber auch über den Ausbruch des Goldenen Zeitalters. Wir haben uns gegen den Weltuntergang entschieden und als Thema das Happy End gewählt, die uralte Sehnsucht des Menschen nach dem Paradies, die Rückkehr in den Garten Eden.

Der Happy End Express ist ein Projekt, das aus zwei Teilen besteht, einem Bühnenteil und einem Teil, der mit den Mitteln der bildenden Kunst arbeitet. Im Bühnenteil kommt ein Ausserirdischer zum Präsidenten eines Werbekonzerns und bietet ihm einen Auftrag an. Auf die Frage, worum es sich handle, erklärt der Ausserirdische Folgendes: "Die Schöpfung ist ein Theaterstück, die Erde eine Bühne, auf der das Stück gespielt wird. Die Handlung nähert sich dem Punkt, da das Happy End eingeleitet werden muss." "Welches Happy End?" fragt der Werbemann. "Das Happy End der Story, die sich hier abspielt" erwidert der Ausserirdische und bietet ihm 24 Millionen Dollar für die Erstellung eines Konzeptes an. Als Geschäftsmann schlägt er in den Deal ein und beginnt mit seiner Crew zusammen darüber nachzudenken, wie eine solche Aufgabe angegangen werden könnte. Bald ist man sich darüber einig, dass es ohne Humor nicht geht, und man diskutiert die Möglichkeit, einen Kongress über die wissenschaftliche Lachforschung zu organisieren, um dadurch die Öffentlichkeit auf die Seriosität des Lachens einzustimmen. Daraus, so rechnet man, könnte eine positive, vielleicht gar unterstützende Haltung der Happy End Express-Idee gegenüber entstehen. Soviel zum Stück.

Die Uraufführung ist für den 9. oder 10. Oktober 1998 als Auftakt zum 3. Internationalen Kongress Humor in der Therapie geplant. Und zwar hier im Hause. Wenn Sie dann dabei sind, werden Sie nach der Vorstellung aus dem Theaterraum ins Foyer des Kongresszentrums schreiten und so aus der Fiktion des Stückes in die verwirklichte Form eines Teil-Themas des Stückes treten, und da der Kongress sowohl zum Stück als auch zu Ihrer persönlichen Realität gehört, können Sie wählen, ob Sie die Realität als eine Fiktion oder die Handlung des Stückes, in dem Sie eben noch als Zuschauer sassen, als eine vorweggenommene Wirklichkeit betrachten wollen. Und wenn Sie Lust haben, können Sie Ihre eigene Story aus dem Hute des Nichts hervorzaubern und zum Wettstreit mit dem Happy End Express und anderen eventuell sich ergebenden Geschichten antreten lassen. Wir hoffen auf einen richtigen Weltbilderwettbewerb, ähnlich wie in den hinter uns liegenden Jahrtausenden und in der Gegenwart, nur eben diesmal unter dem Vorzeichen des Lachens.

Uns interessiert, welches Potential in der Gesellschaft steckt, wenn man sie mit einer neuen Weltbild-Story kitzelt. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, dass ich den Schluss des Stückes noch nicht schreibe. Das mache ich erst, wenn ich soviel Aktuelles wie möglich einbauen kann, das heisst wenn der Regisseur und die Schauspieler es nicht mehr aushalten, weil das Datum der Uraufführung näher und näher rückt. Dann werde ich das, was sich bis dahin ereignet hat, in die Form einer Schlussszene giessen. In der Zwischenzeit fahre ich damit fort, realen Menschen per Brief die Frage ins Haus zu schicken, wie sie reagieren würden, wenn der Ausserirdische bei ihnen vorbeikäme und ihnen das Angebot machte, das im Stück der Werbemann bekommt. Das Fazit dieser Aktion baue ich dann in die Schlussszene ein. Bis jetzt ist das Ergebnis dieser "Marktforschung" erschreckend. Hans-Martin Zöllner, der leitende Psychologe am Burghölzli in Zürich, schlägt vor, mit dem Geld eine Sterilisationsrakete zu bauen, und Fritz Kobi, Mitgründer und Teilhaber der Werbeagentur CONTEXTA in Bern schreibt, dass man mit der Geldsumme vielleicht gerademal die Mehrwertsteuer für einen Eisenbahntunnel berappen könne. Ich habe ihm zurück geschrieben, dass man mit vierundzwanzig Millionen Dollar zehn Jahre lang jeden Monat $ 100'000.00 ausgeben, das heisst zehn Leute mit einem Monatsgehalt von je $ 10'000.00 zehn Jahre lang bezahlen kann. Die könnten ja gar nicht anders, als sich etwas einfallen zu lassen - wenn sie bloss ein bisschen kreativ sind. Wir kommen darauf bei der Vorstellung des Internet noch zurück.

Es tut mir leid, dass ich jetzt aufhören muss, ich hätte mich gerne noch ein bisschen mehr über dieses Thema ausgelassen. Es ist die Leidenschaft meines Lebens - neben meiner Freundin natürlich. Aber ich gebe jetzt ab an Frau Prof. Amy Carrell von der University of Oklahoma. Sie liefert Ihnen einige weitere interessante Informationen zum Thema Humorforschung. Wichtig ist vor allem, dass Ihnen im Verlaufe dieses Abends klar wird, dass Sie Zeuge der ersten Verwirklichungsschritte eines Pionierprojektes sind. Für Pionierprojekte gibt es keine Machbarkeitsstudien. Pioniere sind Abenteurer, sie lassen sich von Visionen leiten. Visionen sind die stärksten Stimulantien des Menschen. Sie beinhalten sowohl den Weg als auch das Ziel. Lassen Sie sich das hier Gehörte und Erlebte nach diesem Abend nochmals durch den Kopf gehen und fragen Sie sich, ob es nicht höchste Zeit ist, die Chance dieses Jahrtausendwechsels zu ergreifen und mit der Strategie des Humors einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Der Humor kann eine sanfte, aber auch eine fürchterliche Waffe sein. Wenn es nicht anders geht, müssen wir auch diese zum Einsatz bringen, vielleicht zum ersten Mal gegen jene, die dafür verantworlich sind, dass in Indonesien der Urwald brennt...

Und zum Schluss möchte ich noch die Gelegenheit ergreifen, mich beim Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt für die grosszügige finanzielle Unterstützung zu bedanken, die ich anfangs Jahr zur Weiterentwicklung der Happy End Express-Idee erhalten habe. Die Zeiten haben sich offenbar geändert, zumindest hier in Basel. Was früher undenkbar war, ist heute Realität. Paul Davies, Professor für Theoretische Physik in Newcastle, schreibt in seinem Buch Prinzip Chaos: "Es ist nicht mehr gänzlich abwegig, wenn man sich vorstellt, das Universum sei durch einen Quantenprozess spontan aus dem Nichts entstanden." Nun, wenn das Universum aus dem Nichts entstehen kann, wieso nicht auch das Happy End? Vielleicht müssen wir wieder glauben lernen und das Wort unmöglich aus unserem Wortschatz streichen.

René Schweizer, 1997