Rné Schweizer

Humor-Experte

von Hannes Bertschi

Artikel in der "Basler Zeitung - Dreiland-Zeitung" vom Freitag, 9. Oktober 1998.

Sehr geehrte Herren, ich habe in die Hosen geschissen und möchte Sie gerne anfragen, ob das ein Offizialdelikt ist.» Dieses Schreiben an die Basler Staatsanwaltschaft eröffnete den Reigen weiterer hirnrissiger Briefe, die René Schweizer 1977 in «Ein Schweizerbuch» veröffentlichte: Sein Werk machte ihn weithin bekannt und stempelte ihn zum Witzbold. Dass es ihm jedoch bereits im Schweizerbuch nicht alleine um puren Blödsinn ging, hat René Schweizer spätestens zwanzig Jahre danach deutlich gemacht, als er den wissenschaftlich-seriösen Kongress «Humor in der Therapie» initiierte. Er wird jetzt zum dritten Mal veranstaltet. René Schweizer, 1943 in Basel in eine «humorvolle Familie» hineingeboren und bereits in der Schule jederzeit für ausgefallenen Schabernack zu haben, entwickelte sich nach Handelsmatur, Schauspielerausbildung und Sprachstudium zum Humoristen. Er gründete die «Schweizer Plausch-Partei» (SPP), er kehrte den Begriff «gaga» ins Gegenteil, indem er das g und a zu den Initialen für das englische Wort «Golden Age» machte, ein Projekt «zur Verblüffung des Erdballs», das er 1979 in «Das GAGAistische Manifest» erläuterte. 1981 folgte an der «Art» seine den Kunstbetrieb humorvoll hinterfragende Aktion «Unart». «Früher hatte ich einfach immer Lust auf Blödsinn», sagt René Schweizer, der mit seinem tosenden Gelächter auch den letzten Muffel zu tränentreibendem Lachen bringt. Als er die Bücher «Lachen und Leiden. Über die heilende Kraft des Humors» von R. A. Moody und «Die Heilkraft des Lachens» von H. Rubinstein las, wurde ihm bewusst, dass Humor und Ernst zwei sich ergänzende Phänomene sind. Die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen, eröffnete ihm eine neue Dimension.
«Es ist höchste Zeit, dass nicht nur grosse

Firmen, sondern vor allem Humor und Ernst fusionieren», so Schweizer. 1992 lancierte er das «Humoratorium»-Projekt, ein Weltzentrum für Humor in allen Schattierungen. Unterdessen ist der von ihm initiierte Kongress zwei mal realisiert worden. Sein persönlich angestrebtes Ziel habe er allerdings verfehlt, wollte er doch neben einem «Forum zur Vermittlung der Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Humorforschung» auch ein «Instrument zur Umsetzung dieser Erkenntnisse in reale gesellschaftsverändernde Projekte» schaffen. Doch er arbeitet weiter an diesem Ziel. Etwa mit dem «Happy End Express», einem Theater/Kunst-Projekt.
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt hat ihm für die Planung der ersten Phase vor anderthalb Jahren einen ansehnlichen Betrag zur Verfügung gestellt. Jetzt liegt ein überarbeiteter Grundtext vor, der als interaktives Onlinegame um das Thema Fiktion und Realität, Traum und Wirklichkeit für das Internet bearbeitet wird. Am 8. November hält Schweizer in der Elisabethenkirche eine Predigt zum Thema «Happy End Express». Es geht dabei um den Paradiesgedanken und seine Umsetzungsversuche aus humoristischer Sicht: «Wo führt uns das Lachen hin, wenn wir es ernst nehmen?» Im Juni 1998 gründete Schweizer mit den zwei Partnern, Rainer Luginbühl und Enrico Luisoni den Verein «humor.ch», Träger der Website «www.humor.ch». Sie wird laufend zusammen mit dem Provider Regio Online auf- und ausgebaut, «weil wir die Kreativität unserer Region Oberrhein bündeln und zu einem Energiepaket verschmelzen wollen, das wie ein schwarzes Loch im Weltraum alles in seinen Bann zieht».
3. internationaler Kongress «Humor in der Therapie 1998 - Humor als soziale Kompetenz in Pädagogik, Management und Therapie», Sa, 10. u. So, 11. Okt. ab 9 Uhr, Kongresszentrum Messe Basel. Tel. 0041 61 686 28 28. E-Mail: congress@messebasel.ch. Internet: www.humor.ch