René Schweizer...

baslerstab-Kolumne 30
07.12.2001

Per Eintritt in die Geisterbahn

Vor kurzem hatte ich einen Traum, bei dem ich immer wieder kurz erwacht und dann erneut zurückgeglitten bin. Robert De Niro redete Baseldeutsch zu mir. «He, dies ist ein Traum», sagte ich, «wir sind in einem Traum. Wach auf.»
Er ging nicht darauf ein. «Du redest Baseldeutsch», sprach ich weiter, «das kannst du gar nicht.» Ich erwachte kurz, glitt wieder zurück in den Traum, und versuchte es erneut. Er hörte mich nicht.
Als ich ein weiteres Mal erwachte, erkannte ich schwach, was ich tat. Ich nahm all meine Kraft zusammen und gab mir einen Ruck. Ich erhob mich, ging ins WC und setzte mich hin. Langsam erwachte ich aus meiner Benommenheit. Mensch, dachte ich, es ist tatsächlich so wie die Weisen seit jeher sagen: Die Welt ist eine Bühne. Aber wir wollen es nicht wissen, weil wir sie bewusst und mit Absicht betreten haben. Und zu unserem Spiel gehört auch, dass wir während der Dauer unseres Auftritts nicht erfahren, was wir wirklich sind: Schauspieler! Und da ich auch einer bin, sollte ich es auch nicht wissen. Aber meine Rolle besteht darin, zu behaupten, ich wisse es. Es gibt noch viele, die eine ähnliche Rolle haben. Sie behaupten, irgend etwas zu wissen, tun es aber in Wirklichkeit nicht.
Es ist etwa so, wie wenn Sie durch eine Geisterbahn fahren und plötzlich ein Weiser auftaucht und sagt: «Du bist in einer Geisterbahn.» Sie würden das Eintrittsgeld zurückverlangen, vielleicht sogar eine Demonstration organisieren. Wenn es um unsere Illusionen geht, verstehen wir Menschen keinen Spass. Und bei Geisterbahnen erst recht nicht, denn die Welt ist ja selbst eine. Vermutlich haben wir Eintritt bezahlt und wollen den Trip auch auskosten. Mit allem, was dazu gehört.
René Schweizer, Lachforscher und Schauspieler.

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