Der Film «Patch Adams»


Der Clown in der Pflegestation.

Robin Williams spielt in "Patch Adams" den gleichnamigen amerikanischen Arzt, der als Erster die heilende Kraft des Lachens entdeckt und gezielt in Pflegestationen eingesetzt hat.

Das Filmplakat zu "Patch Adams" zeigt einen verklärt lächelnden Robin Williams mit roter Clownnase. Es ist so süss, dass einem fast übel wird. Doch Regisseur Tom Shadyac, eigentlich ein Mann fürs Grobe ("Ace Ventura: Pet Detective", "The Nutty Professor"), lässt sein Dokudrama über den Werdegang des Mediziners Hunter "Patch" Adams nie zu zuckrigem Kitsch verkleben. Erstaunlich subtil zeigt er sich im Umgang mit heiklen Themen wie Kindmissbrauch und chronischkranken Kids.

"Patch Adams" erzählt die Geschichte eines depressiven Mannes, der sich als selbstmordgefährdet in eine psychiatrische Anstalt einliefert. Dort macht er sein Schlüsselerlebnis: Er hilft noch stärker angeschlagenen Patienten und dadurch sich selber. In den späten Sechzigerjahren war Adams mit seiner Idee, dass Ärzte Menschen und nicht Krankheiten behandeln sollten, noch nicht auf viel Verständnis gestossen.

Wäre Patch Adams nicht eine reale Figur, so würde man ob der Gigadosis Idealismus ein überkandideltes Hollywood-Produkt wittern. Doch der Gesundheits-Revoluzzer hat tatsächlich Wirkung gezeigt: Heute zählen Clowns auf Pflegestationen zum alltäglichen Inventar und ihre positive Wirkung gilt als unbestritten. Robin Williams mit seinem aussergewöhnlichen Improvisationstalent ist die Rolle wahrlich auf den Leib geschrieben.

Hätte es Patch Adams nicht schon gegeben, so hätte man die Figur für den quirligen Komiker erfinden müssen.

Aus CASH, 19.3.1999, von Marc Bodmer