Kein Witz: Lachen ist gesund.
Nach den wissenschaftlichen Grundlagen von Humor in der Therapie suchten am Wochenende über 600 Fachleute, von der Psychiaterin über Clowntherapeutinnen bis zum Sozialpädagogen. Der Basler Kongress, der zum vierten Mal stattfand, boomt. Nicht einmal das Lachen ist vor dem menschlichen Geist sicher, der es auseinander nehmen, ergründen und in festen Formen fassbar machen will. Im Basler Kongresszentrum geschah es am Wochenende allen Ernstes zum vierten Mal, dass die Wissenschaft nach dem Humor rief, um ihn gründlich und seriös zu betrachten, zu vermessen und letztlich als Werkzeug dienstbar zu machen. Dass es dabei auch etwas zu lachen gibt, versteht sich von selbst. Wie soll denn auch Forschung ohne Forschungsobjekt funktionieren? So tummelten sich am Wochenende etliche Clowns, männliche und weibliche, inmitten von Fachleuten aus Sozialbereich und Psychiatrie in Basel. Der so bestellte Humor ist zwar nicht der spontanste von allen, aber deswegen nicht weniger erfolgreich. Therapeutische Arbeit mit dem Lachen steckt im Boom.
Psychoanalytisches Lachen
Höhepunkt des Kongresses war der Auftritt von Bernhard Ludwig am Samstagabend. Der 50-jährige Österreicher ist Kabarettist und Psychoanalytiker zugleich und feiert, wie Messe-Kommunikationsleiterin Christine Kern begeistert erzählt, beachtliche Erfolge. «Ich möchte, dass mein Publikum nach der Vorstellung nicht genau weiss, ob es in einem Seminar oder in einem Kabarett war», sagt Ludwig. Sein Basler Auftritt bestand aus Anleitungen zu Herzinfarkt, Diätwahnsinn und Sex-Frust - für Jugendliche vor der Pubertät nicht geeignet. Auch die Clowns Globo (aus Deutschland) oder Pello (Schweiz) gaben ihre Einlagen sowie Workshops. Elke Maria Riedmann, ehemalige Kindergärtnerin mit Theaterausbildung aus Österreich, unterhielt am Samstag die Kleinen als Clownfrau Blombienne. Dieser Tag ist erstmals als Kindertag konzipiert worden - ein praktisches Angebot besonders für allein erziehende Besucherinnen und Besucher. Den Erfolg der Veranstaltung belegen die Zahlen der Teilnehmenden. 1996 war der Kongress Humor in der Therapie die erste solche Tagung ausserhalb der USA; es kamen 180 Leute. Beim nächsten Mal waren es fast doppelt so viele, letztes Jahr wiederum mehr Teilnehmende. Dieses Jahr besuchten deutlich über 600 Interessierte die Vorträge und Workshops. Sie stammen wohlgemerkt nicht aus der Unterhaltungsindustrie, sondern aus dem klinischen und sozialen Bereich, von Professoren und Forscherinnen bis zu Krankenschwestern und Sozialpädagogen. Die meisten kamen aus dem deutschen Sprachraum (Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein), aber auch aus Holland oder Italien sowie aus den USA und Kanada reisten am Lachen Interessierte nach Basel.
Humor zählen und messen
Ein flüchtiger Blick in die Säle, wo die Teilnehmenden in konzentrierter Ruhe, mit oder ohne Kopfhörer-Simultanübersetzung, in Sachen Humor seriös sachkundig werden, zeigt den Stand des wissenschaftlichen Unterfangens, die menschliche Gabe des Lachens in festen Fakten fassbar zu machen. Fazit: Es gibt noch viel zu untersuchen. Der kanadische Psychologieprofessor Rod A. Martin berichtete zum Beispiel von Studien zum Testen diverser Faktoren. Im Laborversuch wurde etwa manchen Gruppen ein lustiger Videofilm gezeigt, während Kontrollgruppen etwas Aufregendes zu sehen bekamen, oder gar nichts, oder den Ausdruck negativer Gefühle pflegten. Gemessen wurde anschliessend, zum Beispiel, die Zahl der T-Zellen des Immunsystems, oder, zum Beispiel, die Schmerztoleranz anhand der Zeit, welche die Versuchslachenden mit einem Arm in kaltem Wasser aushielten. Resultat: Dass Lachen gesund ist, bestätigt sich, doch sind die wissenschaftlichen Ergebnisse oft nicht so deutlich wie erwartet; manchmal liefern sie auch das Gegenteil der erwarteten Erkenntnisse. An der Begleitausstellung im Foyer gab es nicht bloss Fachbücher zu kaufen, sondern auch diverse Utensilien wie Plüschtiere oder Hängematten und Sessel. Geschäftstüchtige würden wohl am liebsten gleich den Humor selbst verkaufen, in Flaschen abgefüllt oder so. Solches gab es nicht, wohl aber verschiedene Kursangebote. Und eine Anleitung zum öffentlichen Lachen, veranstaltet vom Basler Lachclub. Solche Lachclubs gibt es in Indien und immer mehr etwa in Deutschland. Der Basler Club zelebriert öffentliches Lachen, unter Anleitung eines Atemlehrers, jeweils montags um 18 Uhr auf dem Marktplatz. Ohne Grund, aber mit Sinn.
Dario Sonder
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