Pressestimmen
zum 4. Internationalen Kongress 
Humor in der Therapie 1999.

Weltwoche
Beobachter



Humourobics: Freiübungen für Erfolg im Geschäft

Eine rote Pappnase für den Chef

Von Lisa Inglin

In Amerika gehören Lach-Seminare und Humortraining längst zum Firmenalltag. Doch in der Schweiz lässt sich mit verordnetem Lustigsein noch nicht das grosse Geld verdienen.

Die Generalversammlung zieht sich seit Stunden dahin, und nach dem Essen tendiert die Aufmerksamkeit des schläfrigen Publikums gegen null. Da betritt der Unternehmensberater und Kabarettist Emil Herzog den Speisesaal. Er stellt flink einen Notenständer hin, fuchtelt mit der Brille und beginnt in einem Höllentempo zu sprechen. «Parodienspiegel» heisst sein Programm im Hotel «Bellevue-Palace».

In der Tradition der Hofnarren versucht Herzog vor den versammelten 51 Sportartikelverkäufern und -lieferanten Abläufe und Charakteristiken des Verbandes zu karikieren. Er knüpft Verbindungen zu ähnlichen Organisationen, erzählt Anekdoten, galoppiert, Witze reissend, durch einen Schnellkurs in Verkaufstechnik und landet immer wieder auf dem Boden des hart umkämpften Marktes.

Niemandem im Raum bleibt das Lachen erspart. Auf vergnügliche Weise wird in 25 Minuten das ganze Elend der Sportartikelbranche sichtbar: Der Kunde lässt sich im Sportgeschäft beraten und kauft nachher in der günstigeren Migros, die Vision von «Sion 2006» ist dahin, und sowieso ist immer das falsche Wetter.

Nach der furiosen Vorstellung verteilt Herzog rote Pappnasen an die Verbandsoberen, damit sie in Zukunft das Lustigsein nicht vergessen. Vorsichtshalber sagt Präsident Benoit: «Herr Herzog hat uns jetzt ein paar Sachen gesagt, die man sonst nicht sagt, ich hoffe, es fühlt sich niemand verletzt.»

In den USA gilt Humor in der Geschäftswelt längst als wichtige Qualifikation. Humorseminare sind quasi Standard, Lachübungen, sogenannte «humourobics», gehören zum täglichen Fitnessprogramm. Gelotologie nennt sich die entsprechende Wissenschaft. Ihr gefragtester Dozent ist der Entwicklungspsychologe Paul McGhee. Nachdem dieser jahrelang über therapeutischen Humor geforscht hat, gilt sein Einsatz nun dem Humor am Arbeitsplatz.

Für McGhee ist Humor ein soziales Schmiermittel. Im Schlepptau folgten bessere Arbeitsmoral, Kreativität, Teamarbeit, Konfliktfähigkeit - kurz: wirtschaftlicher Erfolg. Ein Achtpunkteprogramm soll Humor und Fun an den Arbeitsplatz bringen. Dazu kann ein Volleyballturnier beitragen oder ein betriebseigenes Kakophonieorchester. Oder eine Firma erklärt den April zum Humormonat und gibt am Ende ein Büchlein mit den besten Pointen heraus.

Unumstritten ist die therapeutische Wirkung des Humors in Spitälern und Pflegeheimen. Dort wird daran gearbeitet, die Stimmung der Patienten mit allerlei Schabernack aufzuhellen. Das mobilisiert die Abwehrkräfte und beschleunigt den Heilungsprozess - im Minimum lenkt es die Aufmerksamkeit von Leiden und Krankheit hin zu den erfreulicheren Seiten des Lebens.

Schon dreimal ging in Basel ein internationaler Humorkongress zum therapeutischen Humor über die Bühne; im Oktober findet die vierte Ausgabe statt. Tendenz der Teilnehmerzahlen: steigend.

Schwieriger ist es, den Humor in der Geschäftswelt einzuführen. Auf diskrete Art geht der Ostschweizer Unternehmensberater Enrico Bollag vor. Sein Programm heisst «Die Magie des Lächelns» und dauert einen Tag. In seinen «Motivationsworkshops» lässt Bollag Stimmungslagen von lustig bis besinnlich anklingen. Während er selbst als einfühlsamer Geschäftsmann moderiert, besorgt ein ausgebildeter Clown die Lacharbeit. Dieser lockt die Teilnehmer aufs Glatteis, bringt sie zum Tanzen und Jonglieren, und zwar so lange, bis jeder mindestens einmal über sich selber lachen muss.

Zwar wissen Personalleiter und Schulungsbeauftragte der Firmen sehr wohl um die Bedeutung der sogenannten «soft skills». Trotzdem dominieren in den Weiterbildungsprogrammen handfeste Fertigkeiten. Ihr Motto: Konfliktmanagement ja, Gaudi nein. Verkaufsförderung ja, Kabarett nein. Kommunikationstraining ja, Lachseminar nein.

Gefragt sind «facts and figures»

Dass unkonventionelle Aktionen gegen miese Bürostimmung Wunder wirken, wissen viele Personalleiter. Nur: Wie bringt man einen solchen Posten durchs Budget?

«Die Zeiten des Psychologisierens sind vorbei, in der Weiterbildung sind «facts and figures» gefragt», sagt der Zuständige einer Versicherung. Sein Kollege aus der Chemiebranche spricht etwas abfällig von «Amerikanismen: glatt, aber oberflächlich». Ruedi Andres von der Managementberatung Andres & Partner meint zum Humortraining schlicht: «Nice to know, nice to do.»

Herzog jedoch ist überzeugt, dass es den Humor genauso sehr braucht wie Intuition und Kreativität, um in der immer irrationaleren und unberechenbareren Businesswelt zu bestehen. Er selbst hat nach zwanzig Jahren als Marketingmanager eine Mimenschule besucht und sich zum NLP-Trainer ausbilden lassen (NLP = neurolinguistisches Programmieren; ein nicht unumstrittenes therapeutisches Konzept im Managementtraining, das Herzog selbst als «Betty Bossi der Psychologie» bezeichnet?

Die wunden Punkte, die er jetzt an seinen Shows parodiert, seien in den meisten Betrieben ähnlich: Es wird umstrukturiert, und die Leute haben Probleme damit. Es fehlt die Konfliktkultur. Vieles wird beschlossen, aber wenig umgesetzt. Die Ursachen dazu seien weniger rationaI begründet als emotional. «Um in diese Bereiche vorzudringen, ist Humor ein idealer Türöffner.» Gleichzeitig ist sich Herzog bewusst, dass das verordnete Lustigsein gerade bei den reservierten Schweizern - ganz im Gegensatz zu den extrovertierten Deutschen - nicht gut ankommt. «Für reines Humortraining ist der Schweizer nicht zu haben», meint er. Das wirke auf ihn rasch lächerlich.

«Mein erstes Ziel ist die Enteisung», sagt Emil Herzog nach seinem kurzen «Unternehmenstheater» im «Bellevue-Palace». Aber natürlich sei es besser, wenn eine Nachbearbeitung folge; schliesslich gehe es nicht nur um Humor, sondern auch um Spielfreude und emotionale Intelligenz.

Und schliesslich geht es Herzog nicht nur ums Lachen - sondern auch ums Geldverdienen.





Ratgeber Gesundheit



Lachtherapie
Sich totlachen und gesund werden

Von Cornelia Schürer-Maly

Mediziner haben den heilenden Effekt des Lachens bewiesen. Bereits wird die Erkenntnis umgesetzt. In Spitälern verschreiben die Ärzte ihren Patienten immer öfter Witze, lustige Filme und Comics als Gratisrezept.

Gelotologie hat nichts mit Gelee oder Gelati zu tun, eher mit Loriot, Emil und Mr. Bean. Spassvögel wie sie machen sich um das Wohlergehen des Volkes mindestens ebenso verdient wie das Bundesamt für Gesundheit. Wer kennt nicht das Gefühl von Leichtigkeit und Entspannung nach einer ordentlichen Lachsalve. Diese Stimmung muss einfach bekömmlich und gesund sein.

Lachforscher können das inzwischen sogar wissenschaftlich beweisen: Lee Berk und Stanley Tan von der Loma-Linda-Universität in Kalifornien veranstalteten vor einiger Zeit ungewöhnliche medizinische Experimente. Die beiden Doktoren liessen gesunde Testpersonen eine Stunde lang lustige Videos anschauen.

Vor und nach dem Test entnahmen die Ärzte ihren Probanden eine Blutprobe. Die Analysen zelgten erstaumliche Resultate: Stresshormone wie Kortisol und Dopamin hatten deutlich abgenommen. Dafür hatte das eine Gruppe von weissen Blutkörperchen aufgerüttelt, die Lymphozyten. Diese Zellen erledigen im Körper den Abschirmdienst gegen unerwünschte Störenfriede wie Viren und Krebszellen.

Nach den Heiterkeitsausbrüchen hatten sich diese Blutpolizisten nicht nur vermehrt, sie produzierten auch reichlich immunologisch aktive Hormone und Antikörper gegen verschiedene Krankheitserreger. Diese Aktivierung des Immunsystems liess sich auch einen Tag nach dem Lachexperiment noch.nachweisen.

Lachen aktiviert das Gehirn

Lustig ging es auch im Labor von Pete, Derks im amerikanischen Williamsburg zu. Der Mediziner untersuchte die Gehirnströme von lachenden Testpersonen. Das Ergebnis: Fröhliches Gelächter aktiviert das gesamte Gehirn, von der rechten bis zur linken Hälfte, von der Stirn bis zum Hinterkopf. Da sowohl die Psyche wie auch verschiedenste Körperfunktionen vom Gehirn gesteuert werden, passen die beiden beschriebenen Studien gut zusammen. Lachen ist demnach gesund für die Seele und - auf dem Umweg über Hormone und das vegetative Nervensystem - auch gut für den Körper.

Therapie mit Comics und Witzen

Den Grundstein für die Gelotologie legte Ende der siebzigerJahre die aufsehenerregende Krankengeschichte eines amerikanischen Journalisten. Norman Cousins litt an Morbus Bechterew, einer


schweren Knochen- und Gelenkerkrankung. Die Ärzte machten ihm wenig Hoffnung auf Genesung. Aber der junge Mann hatte bemerkt, dass sich seine Schmerzen nach einem kräftigen Lachanfall jeweils besserten. Optimistisch machte er aus dieser Beobachtung eine Therapie mit Slapstickkomödien, Comics und Witzen und lachte sich buchstäblich gesund.

Über seine Erfahrungen schrieb Norman Cousins nicht nur ein Buch, sondern er gründete an der Universität von Los Angeles auch eine Abteilung für therapeutische Humorforschung. Sie blieb in den USA nicht das einzige Institut dieser Art. Die Mitglieder der Amerikanischen Vereinigung für therapeutischen Humor beispielsweise, einer Organisation mit über 600 Ärzten und Psychologen, plädieren sogar dafür, Lachen auf Rezept zu verschreiben. Die Idee klingt verrückt. Ist es aber nicht. Schon im 14. Jahrhundert befand der französische Chirurgieprofessor Henri de Mondeville: «Der Chirurg sollte alles für die Freude und das Wohlbefinden seines Patienten tun und dafür sorgen, dass seine Verwandten und Freunde ihn aufheitern oder dass ihm jemand Witze erzählt.»

Nicht nur amerikanische Mediziner schwören auf Humor am Krankenbett. In vielen Schweizer Kinderspitälern finden regelmässig Visiten der ganz besonderen Art statt: Der «Spezialarzt» kommt mit Doktorschürze und zeigt Zaubertricks. Statt Pillen verteilt der Arzt Luftballons und führt ein in eine Traumwelt. Die Spritze verwandelt sich in eine Flöte, das Krankenzimmer in ein Zirkuszelt. Das junge Publikum ist begeistert und findet es im Spital für eine Weile richtig lustig.

Die Fondation Théodora aus Lonay VD organisiert diese wöchentlichen Besuche der Traumdoktoren. Nach Ansicht von André Poulie, dem Gründer der ungewöhnlichen Stiftung, ist es enorm wichtig, die Kinder durch Lachen von ihrem Leid abzulenken und ihnen die Angst vor dem Krankenhaus und den ganzen medizinischen Apparaten zu nehmen. Dieses Ziel verfolgen auch die Krankenschwestern des Kantonsspitals Uri in Altdorf. Sie erheitern Patienten mit Cartoons, Witzen und Scherzartikeln. Die Pflegerinnen stellten fest: Wenn im Spital gelacht wird, werden die Patienten schneller gesund. Ebenso bewähren sich lustige Filme als Stimmungsaufheller in Seniorenheimen.

Humorseminare für Manager

«Wenn du über etwas lachen kannst, kannst du es auch überleben.» Frei nach diesem Motto von Bing Crosby besinnen sich auch Manager auf ihre spassigen Seiten. Immer mehr Firmen und multinationale Konzerne schicken ihre Mitarbeiter zu Humorseminaren. In den Kursen sollen vor allem leitende Angestellte lernen, dem Stress des Berufsalltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Mit einem befreienden Lachen tut der Chef nicht nur sich selber etwas Gutes, eine positive Ausstrahlung motiviert auch die Mitarbeiter und kommt bei den Geschäftspartnern meist besser an als tierischer Ernst.

Nicht jeder ist eine Frohnatur, die strahlend durchs Leben schreitet. Aber Lachen kann man tatsächlich lernen und trainieren wie Velofahren oder Schwimmen. Schon ein Lächeln morgens vor dem Spiegel bedeutet einen grossen Schritt in die richtige Richtung und wirkt sich positiv auf den gesamten Körper aus. Ein Lachen aktiviert mehr als 20 Muskeln, eine todernste Miene weniger als zehn. Und als Medizin ist Lachen ohnehin unschlagbar: wirksam, preisgünstig und garantiert ohne schädliche Nebenwirkungen.

Informationen


Internet

Unter dem Stichwort Humor ist das Internet eine wahre Fundgrube für Witziges aller Art.
www.humor.ch

Humor zum Nachlesen

(Nur eine ganz kleine Auswahl, jede Buchhandlung hat noch viel mehr zu bieten)

Patch Adams: «Hausbesuche. Die etwas andere Art, Menschen zu heilen.» Heyne-Verlag, Fr. 14.-

Reinhard Abeln, Georg Gessner: «Lachen ist die beste Medizin: Schmunzeleinheiten.»
Bercker Senioren, Fr. 24.80

Branko Bokun: «Wer lacht, lebt länger. Von der Heilkraft des Humors.» Fr. 33.-


Veranstaltungen:

Kongress Humor in der Therapie. Oktober 1999, Messe Basel,
Anmeldung bei «humor.ch», Klingental 7, 4058 Basel, oder per Fax 061/693 10 49

oder online:
www.humor.ch/frontkong.htm


Aroser Humorfestival, Dezember. Nähere Informationen bei: Arosa Tourismus, 7050 Arosa, Telefon 081 378 70 20, Fax 081 378 70 21
Internet: www.arosa.ch oder E-Mail: arosa@arosa.ch