4. Internationaler Kongress
Humor in der Therapie



MM 5

Die Humor-Kongresse in Basel

Peter Hain und Michael Titze

1. Internationaler Kongress "Humor in der Therapie", 5.10.96

Der 1. Internationale Kongress "Humor in der Therapie" wurde am 5. Oktober 1996 im Kongresszentrum der Messe Basel veranstaltet. Es war eigentlich ein "Versuchsballon", denn niemals zuvor hatte es ausserhalb der Vereinigten Staaten eine ähnliche Tagung gegeben. Die eingeladenen Experten aus Mitteleuropa und den USA berichteten über Ergebnisse aus dem Bereich der Lachforschung ("Gelotologie"). Daneben wurden die "paradoxen" Voraussetzungen für die gezielte Anwendung therapeutischen Humor im klinischen Bereich vorgestellt und in den Workshops am Nachmittag demonstriert. Ein Höhepunkt dieses von rund 180 Teilnehmern besuchten Kongresses war der Eröffnungsvortrag von Paul Watzlawick, einem der grossen Pioniere paradoxer Psychotherapie. Er brachte eindrucksvolle Beispiele therapeutischer Interventionen, die aus dem Blickwinkel einer "konventionellen" Psychotherapie als "unlogisch" oder gar "absurd" erscheinen müssen. Doch die nachweisbaren Erfolge der von Watzlawick vorgestellten systemtheoretischen, strategischen und hypnotherapeutischen Ansätze haben inzwischen einen Paradigmenwandel herbeigeführt: Die Arbeit des Psychotherapeuten wird zunehmend als der kreative Versuch angesehen, sich bedingungslos auf die privaten Welten von Menschen einzulassen, die jenseits der "normalen" Alltagswelt angesiedelt sind. Wenn diese "Verrückung der Bezugssysteme" vom Therapeuten nicht nur akzeptiert, sondern durch gezielt eingesetzte "Verrücktheiten" (z.B. provokative Übertreibungen, konsequente Symptomverschreibungen) noch weiter gefördert wird, ist der Umkehrprozess des Humors (der als "ein anderer Weg des Denkens" definiert werden kann) grundsätzlich mit einbezogen. Die Arbeit "therapeutischer Clowns", die bei diesem Kongress erstmals vorgestellt wurde, machte in spielerischer Weise deutlich, wohin dieser Weg führen kann. Tatsächlich waren die Beiträge der "MediClowns", die vor allem in Kinderspitälern zum Einsatz kommen, ein weiterer Höhepunkt dieses Kongresses.

Der eintägige Kongress hatte insbesondere in der Schweiz bemerkenswerte Auswirkungen: Die umfangreiche Berichterstattung in den Medien führte dazu, dass ein relativ grosser Personenkreis auf die Thematik "Gelotologie" und "Therapeutischer Humor" aufmerksam wurde. Viele Anfragen von Privatpersonen und Institutionen erreichten das Organisationskomitee. Dies war einerseits eine Gelegenheit, neue Referenten zu kontaktieren, andererseits bot es aber auch die Möglichkeit, ergänzende Weiterbildungsangebote zu organisieren: Dazu gehörte der Seminarkongress "Heilkraft Humor", der von Mitgliedern des Basler Organisationskomitees in Arosa veranstaltet wurde. Ein weiteres Fortbildungsangebot wurde in Balzers (Liechtenstein) mit der Gründung der "Humorwerkstatt Gutenberg" realisiert, die einen mehrjährigen Vertiefungskurs über therapeutischen Humor anbietet.

 

2. Internationaler Kongress "Humor in der Therapie", 11.-12.10.97

Die insgesamt sehr positive Resonanz auf den 1. Internationalen Kongress "Humor in der Therapie" ermutigte das Organisationskomitee, am 11. und 12. Oktober 1997 einen wesentlich erweiterten Kongress zu veranstalten. Der stark angewachsenen Teilnehmerzahl (sie hatte sich beinahe verdoppelt!) wurde vor allem durch ein vermehrtes Angebot an Workshops Rechnung getragen. Den Eröffnungsvortrag hielt William F. Fry, Begründer und Nestor der Gelotologie. Fry schilderte, wie das Lachen vor über dreissig Jahren Einzug in kalifornische Forschungslabors hielt. Damals war der Kreis derjenigen allerdings sehr klein, die der trivialen Erkenntnis folgten, dass Humor tatsächlich "die beste Medizin" sei. Dennoch konnte die Forschergruppe um Prof. Fry nachweisen, dass ein herzhaftes Lachen nachhaltige Auswirkungen auf die Atmung, das Zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislaufsystem und auf die Immunabwehr ausübt. Dass diese Ergebnisse nicht mit einer spekulativen Euphorie verkündet werden dürfen, haben namhafte Forscher, so Amy Carrell und Willibald Ruch, im Rahmen der Basler Kongresse ausdrücklich betont. Dies bezieht sich ebenso auf den Bereich von Psychotherapie und Beratung: "Therapeutischer Humor" ist keinesfalls mit der Fähigkeit von Spassmachern gleichzusetzen, einen Menschen "um jeden Preis" zum Lachen zu bringen. Vielmehr geht es um einen gezielten Umstellungsprozess, der darin resultiert, dass ein chronisch dysphorisch gestimmter Mensch (und dazu gehört an erster Stelle der depressive Patient) systematisch animiert wird, seine Lebensprobleme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, bzw. diese humorvoll zu relativieren. Wie dies zu realisieren ist, zeigten etwa Eleonore Höfner und Peter Hain in ihren Workshops über Provokative Therapie. Auch die vielbeachteten Demonstrationen der "MediClowns" und "Clown Doktoren" haben gezeigt, dass es im klinischen Bereich keinesfalls um blosse Unterhaltungseffekte geht: Der physisch und psychisch erkrankte Patient soll vielmehr lernen, seiner Angst und seiner krankheitsbedingten Niedergeschlagenheit gezielt "den Wind aus den Segeln zu nehmen", wie es einst Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, formuliert hatte. Der Arzt Patch Adams, der in seiner Klinik regelmässig im Clownskostüm auftritt, erläuterte in seinem bewegenden Beitrag, wie er in diesem Zusammenhang, selbst bei sterbenskranken Patienten, den Humor als einen existentiellen "Rettungsanker" einsetzt. Dies erfordert allerdings nicht allein taktvolles Fingerspitzengefühl und grosses Einfühlungsvermögen, sondern auch ein intensives professionelles Training. Die Schulung von Angehörigen des Klinikpersonals zu "HumorberaterInnen" oder "therapeutischen Clowns" ist deshalb von primärer Bedeutung. In den Vereinigten Staaten haben sich inzwischen mehrere tausend Krankenschwestern und -pfleger in entsprechenden Fachgesellschaften organisiert. Ihr wichtigstes Anliegen ist, wissenschaftlich abgesicherte Methoden klinischer Humoranwendung systematisch zu vermitteln. Die Schweizer Krankenschwester Iren Bischofberger gehört in dieser Hinsicht zu den europäischen Pionieren. Sie hat ein entsprechendes Ausbildungskonzept entwickelt, und, zusammen mit dem Gerontopsychiater Rolf Hirsch, im Rahmen dieses Kongresses über "Humor Management in der Klinik" berichtet.

Die engen Beziehungen zu führenden Vertretern der "International Society of Humor Studies" führten dazu, dass die Mitglieder des Basler Organisationskomitees in den "Advisory Board" des International Humor Studies Seminar, das an der University of Central Oklahoma veranstaltet wird, aufgenommen wurden. Die Direktorin dieses Seminars, Prof. Dr. Amy Carrell, ist ihrerseits Mitglied des Basler Organisationskomitees. Diese enge internationale Verflechtung garantiert einen regen Informationsaustausch mit den USA und sichert dem Basler Kongress weitere hochqualifizierte Referenten.

 

3. Internationaler Kongress "Humor in der Therapie", 10.-11.10.98

Die Erfolge der ersten beiden Kongresse hatten die Programmgestalter darin bestärkt, die eingeschlagene Richtung weiter zu verfolgen und ein Angebot zu präsentieren, das auf der Basis wissenschaftlicher Grundlagen ein breites, erweitertes Spektrum professioneller Anwendung in Theorie und Praxis umfasste. Tatsächlich stieg die Teilnehmerzahl wiederum beträchtlich an, so dass wir dieses Mal über 400 Besucher zählen konnten. Das Medienecho war überwältigend: Internationale Tages- und Wochenzeitungen brachten auf ihren Titelseiten aktuelle Berichte über Kongressinhalte; Radio- und TV-Sender beteiligten sich mit aktuellen Kurzberichten sowie längeren Reportagen.

"Humor als soziale Kompetenz in Pädagogik, Management und Therapie" war das Leitthema dieses Kongresses. Es bezog sich nicht nur auf die Fachbereiche, aus denen rund dreissig renommierte ReferentInnen aus Deutschland, Oesterreich, der Schweiz und den USA eingeladen wurden, sondern auch auf ein Konzept: Humor als lern- und entwickelbare Fähigkeit, als persönliche Ressource und "coping strategy", als therapeutische Interventionsmöglichkeit und therapeutisches Ziel.

Im Vergleich zu den vorangegangenen Kongressen waren die "Humor-Wissenschaftler" nicht mehr in der eindeutigen Überzahl. Hochqualifizierte "Humorpraktiker" (= therapeutisch und beraterisch wirkende Komiker und Clowns) boten, wie schon in der Vergangenheit, "ernsthafte" Workshops an, oder sorgten während der Plenarsitzungen und am Samstagabend für eine (gleichwohl entspannende wie instruktive) Unterhaltung.

Da sich der Humor längst auch in Pädagogik und Management zur unverzichtbaren Ressource entwickelt, war es nur folgerichtig, bekannte und erfahrene ReferentInnen aus diesen Bereichen neu für unser Programm zu gewinnen. Das Spektrum der praxisbezogenen Anwendung reichte nun von TherapeutInnen, AerztInnen, KrankenpflegerInnen, BeraterInnen und Klinik-Clowns über ErwachsenenbildnerInnen und SozialpädagogInnen bis hin zu therapeutisch und beraterisch ausgebildeten Komikern, Clowns und TheaterpädagogInnen. Diese beeindruckende Vielfalt ermöglichte es, an diesen zwei Tagen die unterschiedlichsten Ansätze und Modelle zu erleben und auf sich wirken zu lassen.

Die Eröffnungsreferate wurden von Nossrat Peseschkian, dem Begründer der Positiven Psychotherapie, und von Paul McGhee, einem Pionier sowohl der Humorforschung als auch der betriebspädagogischen Anwendung gehalten. Weitere Highlights waren die Beiträge von Eleonore Höfner (Leiterin des Deutschen Instituts für Provokative Therapie), Willibald Ruch (international bekannter Emotions- und Humorforscher), Emil Herzog (Businesstrainer und Kabarettist) sowie des international bekannten Komikers Alfred Gerhards (Globo), der im Workshop von Michael Titze u.a. als "therapeutischer Clown" agierte.

Im Vorfeld des Kongresses hatte René Schweizer, der sich für die Etablierung der Basler Humorkongresse in besonderer Weise eingesetzt hat, eine spezielle WebSite (www.humor.ch) geschaffen, die seither über viele weitere Einzelheiten informiert.

Um die Seriosität und eine Vernetzung wichtiger Fachleute zu gewährleisten, wurde am 10.10.98, im Rahmen dieses Kongresses, die Gesellschaft zur Förderung von Humor in Therapie, Pflege und Beratung, "HumorCare", gegründet.

 

4. Internationaler Kongress "Humor in der Therapie", 9.-10.10.99

Unter dem Thema "Humor und Stress" - Prävention, Bewältigung und Therapie - werden an diesem Kongress international bekannte Fachleute aus den USA, Kanada, Deutschland, Oesterreich und der Schweiz ihre langjährige Erfahrung in Vorträgen und Workshops präsentieren. Es freut uns ganz besonders, Michael Christensen, den Initiator und Gründer der Klinik-Clown Bewegung (Big Apple Circus, N.Y.) sowie Rod Martin (Ontario, Kanada), den wohl bekanntesten Forscher auf dem Gebiet "Humor und Stress" gewonnen zu haben. Mit William F. Fry und Paul McGhee, die als führende Humor-Wissenschaftler unsere Kongresse in Arosa und Basel seit Jahren durch ihre - stets auch praxisbezogenen - Beiträge bereichert haben, sind dies die international bekanntesten Pioniere des therapeutischen Humors.

Zu den Wegbereitern des "Humors in Medizin und Therapie" zählt auch Rolf Hirsch, der den Humor als Chefarzt gezielt in die Geriatrie einschleuste, und der von Anfang an bei den Schweizer Humorkongressen mit dabei war. Weitere bekannte Referenten sind die Kardiologin Suzanne Rödler mit Konzepten der Clowntherapie für chronisch kranke Kinder und Erwachsene sowie Ernst "Jonny" Kiphard, der schon als Zirkusclown die Herzen der Kinder eroberte, bevor er Professor für Psychomotorik wurde.

Im Bereich der Psychotherapie ist der Begründer der positiven Psychotherapie, Nossrat Peseschkian zu nennen, dessen humorvolle Geschichten nicht nur verzaubern, sondern ebenso nachhaltige Wirkung entfalten. Michael Titze wird zusammen mit Alfred Gerhards (unserem Publikumsliebling Globo) demonstrieren, wie Psychotherapeuten und "therapeutische Clowns" zusammenarbeiten können. Peter Hain verdeutlicht, wie Farrellys "Provokativer Ansatz" in Theorie und Praxis integriert werden kann. Schliesslich wird Bernhard Trenkle zeigen, wie Konfusionstechniken nach M. Erickson ihre Wirkung humorvoll entfalten.

Dass auch bei diesem Kongress der "Spass" nicht zu kurz kommen wird, dafür sorgen professionelle Clowns, wie Pello und (der bereits erwähnte) Globo, die sich dem therapeutischen Humor besonders verpflichtet fühlen. Sie werden das wissenschaftliche Programm auf ihre Art kommentieren und überdies - wie auch die anderen am Kongress vertretenen Clowns, Puppenspieler, Pantomimen und Zauberkünstler - einen aufschlussreichen Einblick in ihre pädagogisch-therapeutisch relevante Arbeit geben.

 

Zwei besondere Veranstaltungen werden diesen Kongress bereichern:

Zum ersten Mal sind auch Kinder eingeladen. Am Samstag findet ein Überraschungsprogramm mit ausgewiesenen SpezialistInnen auf dem Gebiet des "pädagogischen Humors" statt, das besonders für ErzieherInnen und LehreInnen, aber auch für die Eltern interessant sein dürfte.

Am Abend wird der inzwischen auch in der Schweiz bekannte österreichische Psychologe und Kabarettist Bernhard Ludwig mit seinem "Seminarkabarett" nicht nur für Begeisterung sorgen, sondern auch zeigen, wie man selbst auf einer Theaterbühne therapeutische Wirkung entfalten kann.

Auch dieses Jahr spricht viel dafür, zu uns nach Basel zu kommen.

 

Informationen und Anmeldung:

Kongresszentrum Messe Basel, "Humor in der Therapie 99", Postfach, CH-4021 Basel,
Tel. +41 61 686 28 28, Fax +41 686 21 85, E-Mail: congress@messebasel.ch, Internet: www.humor.ch

 

MM 5 - September 99

Für weitere Medieninformationen wenden Sie sich bitte an:

Kongresszentrum Messe Basel, Kommunikation "Humor in der Therapie", Anna Schellert, CH-4021 Basel,
Tel. +41 61 686 28 17, Fax +41 61 686 21 85, Internet: www.humor.ch