Pressestimmen

zum 3. Internationalen Kongress
Humor in der Therapie 1998


dpa-Meldung:
Beim Wissenschaftskongress darf gelacht werden: es geht um den Humor.

Basel (dpa) - Es darf gelacht werden, wenn an diesem Samstag und Sonntag in Basel Forscher, Ärzte und Clowns zu einem Kongress zusammengekommen. Es geht um die junge Wissenschaft der Gelotologie: die Lehre vom Lachen. Die Heilkraft des Lachens ist eine ernste Sache, die seit mehreren Jahren wissenschaftlich erforscht wird. Lachen entspannt, senkt den Blutdruck, bringt den Kreislauf auf Touren und regt das Immunsystem und die Verdauung an. Beim Lachen werden Hormone ausgeschüttet, die das Schmerzempfinden dämpfen können. In vielen Kinderkliniken gehört die wöchentliche Visite eines Clowns seit Jahren zum Programm. Der therapeutische Humor ziele darauf ab, dem Patienten zu helfen, seine Leiden, Probleme und Bedrohungen zu relativieren, sagt der Programmgestalter des Kongresses, der deutsche Psycheotherapeut Michael Titze aus Tuttlingen. Studien belegen, daß die Menschen vor 40 Jahren noch dreimal soviel lachten wie heute. Kinder lächeln im Durchschitt 400 mal am Tag, Erwachsene nur 15 mal. Inzwischen hat auch die Wirtschaft den Humor entdeckt: Immer öfter schicken große Konzerne ihre Mitarbeiter zu Humorseminaren. Lachübungen sollen lustvoll entspannen und Streß abbauen. Auf dem Kongreß stellen rund 30 Experten überwiegend aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA ihre neuesten Erkenntnisse aus der Humorforschung vor.


Von Judith Raupp

Heute schon gelacht, Chef?

Wem die Führungsqualität Humor fehlt, sollte den BaslerHumor-Kongress unbedingt ernst nehmen. Humor in den Chefetagen steigert den Unternehmenserfolg. Das zeigen Tests in den USA. Der dritte internationale Humor-Kongress in Basel will nun auch Schweizer Managern das Lachen beibringen.

Humor? Der Roche-Sprecher ist verblüfft. Der Anfrage, ob der Pharmakonzern Wert auf fröhliche Führungskräfte lege, bringt er nur wenig Verständnis entgegen. Den Konzernleiter will er schon gar nicht mit dieser Frage belästigen. Franz Humer müsse bereits «ganz seriöse Interviews» ablehnen. Da habe er nicht die Zeit, in aller Öffentlichkeit über Sinn oder Unsinn des Humors in Chefetagen zu plaudern. «Das müssen Sie doch verstehen...»

Auch andere Firmen wehren ab. Der Personalchef der Credit Suisse fühlt sich für Auskünfte zum Thema Humor nicht zuständig und delegiert an den Ausbildungsleiter. Dieser stellt fest, dass gerade in Führungspositionen für Humor in der heutigen Zeit nur noch wenig Spielraum bleibe. Der Personalverantwortliche bei Schindler ist so im Stress, dass er nicht zurückrufen kann. ABB teilt immerhin mit, dass ihre Führungskräfte Selbstmanagement in heiteren Rollenspielen trainierten.

Die Suche nach Humor in Schweizer Chefetagen ist nicht zum Lachen. Fündig wird CASH dennoch - ausgerechnet in einer Privatbank. Eric Sarasin, Mitinhaber der gleichnamigen Basler Bank, nimmt Humor ernst. Der Bankier sitzt im Patronatskomitee des internationalen Humor-Kongresses und unterstützt die Tagung finanziell. Lächerlich findet er das Engagement überhaupt nicht: «Es ist wissenschaftlich längst bewiesen, dass Humor gesundheitsfördernd ist und fröhliche Leute motiviert arbeiten.»

US-Firmen schicken ihre Leute in Humor-Workshops

Schon in den sechziger Jahren hat der amerikanische Psychiater William Frey anhand von Bluttests festgestellt, dass Lachen das Immunsystem anregt und für den Ausstoss von entzündungshemmenden Hormonen sorgt. Mittlerweile ist in den USA aus der Gelotologie (Lachforschung) eine regelrechte Bewegung entstanden, die auch in der Personalentwicklung angewendet wird.

Zahlreiche Firmen schicken ihre Führungskräfte in Humor-Workshops. Dort sollen aus gestressten Managern fröhliche Chefs werden. Zu den Kunden des emeritierten Professors für Entwicklungspsychologie Paul McGhee zählen beispielsweise General Motors, Merrill-Lynch, AT&T und Pfizer. Ob die geballte Humorpotenz des Pfizer-Personals einen Einfluss auf die Entwicklung von Viagra hatte, ist allerdings nicht bekannt.

«Manager können selten über sich selber lachen»

«Mehr Humor würde auch uns in der Schweiz gut tun», meint Crossair-Chef Moritz Suter. Aber Humor-Workshops findet er nun wirklich zum Lachen: «Fröhlichkeit lässt sich nicht lernen. Wenn das so weitergeht, richtet demnächst McKinsey die Abteilung 'Humor zur Steigerung der Firmeneffizienz' ein.» Den Basler Kongress unterstützt Suter trotzdem - zumindest ideell. Aus dem Patronatskomitee sei er nur ausgetreten, «weil ich nicht für alles Zeit habe».

Dass viele Manager ihre liebe Mühe mit dem Humor haben, hat einen tieferen Grund. Nick Hayek, Mitglied der Swatch-Geschäftsleitung, diagnostiziert: «Schweizer Manager haben Angst, sich zu entblössen, wenn sie Humor zeigen.» Die deutsche Managementtrainerin Eleonore Höfner sagt dazu: «Führungskräfte können nur selten über sich selber lachen.» Und der Psychologieprofessor Paul McGhee doppelt nach: «Manager müssen lernen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Das ist ein hartes Stück Arbeit.»

Schützenhilfe will der dritte Humor-Kongress in Basel leisten. Managementtrainer, Psychotherapeuten und Psychiater aus der Schweiz, Deutschland und den USA referieren über die wohltuende Wirkung des Humors auf Arbeitsmoral und Leistungsfähigkeit. Kongress-Initiant René Schweizer versucht seit vielen Jahren, die Eidgenossen für Humor zu begeistern. Bekannt wurde er mit dem vierbändigen «Schweizerbuch», in dem er nicht ganz ernst zu nehmende Briefwechsel mit Behörden, Managern und Politikern veröffentlichte. Am bevorstehenden Kongress hat der 55-jährige Basler eine Attacke auf die landesweite Tristesse vor: Er will den ersten nationalen Lachclub gründen:

Fangen Sie mal mit «ho ho ha ha» an.

Heute schon gelacht? Wenn nicht, hilft vielleicht die Gruppentherapie des indischen Arztes Madan Kataria. Er hat in seinem Heimatland bereits 150 Lachclubs gegründet. Dort lernen die Menschen mit gezielten Körper- und Akustikübungen (wieder) zu lachen. Ob die Therapie für Schweizer Chefs das Richtige ist, lässt sich nur im Selbstversuch erkunden. Dazu ein Tipp: Erproben Sie die Übungen nicht am Arbeitsplatz, Ihre Autorität könnte leiden. Hier ein Auszug aus dem Übungsprogramm:

Singen Sie zehn- bis fünfzehn Mal «ho ho ha ha» und klatschen Sie dabei rhythmisch. Der Ton soll durch Baucharbeit in der Nabelgegend zu Stande kommen.

Legen Sie die Hände auf die Schultern und drehen Sie die Ellenbogen im Uhr- und Gegenuhrzeigersinn. Legen Sie die Hände auf den Rücken, nicken Sie mit dem Kopf nach vorn, hinten, links und rechts. Je fünfmal.

Bücken Sie sich nach vorn, singen Sie «aaa», richten Sie sich auf und winken Sie dem Vokal gen Himmel nach. Dasselbe mit «ooo», «eee», «uuu» und «iii».

Zum krönenden Abschluss: das Löwenlachen. Strecken Sie die Zunge so weit wie möglich heraus und machen Sie den Mund so weit wie möglich auf. Statt gebrüllt darf herzhaft gelacht werden.

CASH wünscht viel Spass!

Von Ursula Schneider

Lachen ist noch immer die beste Medizin.

Zum dritten Mal fand am Wochenende (10. und 11. Oktober) der internationale Kongress Humor in der Therapie in der Messe Basel statt: Das Thema «Humor als soziale Kompetenz in Pädagogik, Management und Therapie» stand dabei im Zentrum. Denn was der Volksmund schon lange weiss, haben auch Krankenpflege, Psychotherapie und seit neustem das Management entdeckt: Lachen ist heilsam.

Sein Gesicht ist fröhlich bemalt, zum weissen Arztkittel trägt er knallrote Hosen und ein bedrucktes T-Shirt, dazu einen kecken Strohhut. Mit einer langen Zange holt der «Doktor» mit der roten Nase entflogene Ballons von der Zimmerdecke, dann wird die Riesenspritze, die er mit sich herumträgt, unverhofft zum Musikinstrument, der Infusionständer zur Giraffe und das Stethoskop zum Mikrofon für ein Kurzinterview.

Jeden Donnerstag nachmittag zaubert Dr. Distinow alias Christian Schwyn Fröhlichkeit und Farbe in die Krankenzimmer des Basler Kinderspitals. Er setzt damit einen Gegenpol zu den üblichen Behandlungen, die entweder unangenehm sind oder weh tun. «Mit Klamauk und Schabernack versuchen wird die Psst-psst-Spitalatmosphäre zu durchbrechen», sagt der «Mediclown». Denn viele Kinder leiden neben ihrer Krankheit zusätzlich unter der sterilen Welt des Spitals mit den vielen Verboten und den fremden Apparaturen. «Die Kinder freuen sich jedes Mal riesig auf den Besuch des Clowns. Er hilft ihnen vor allem auch, Angst abzubauen», sagt Pflegedienstleiterin Eva-Maria Pfeiffer. «Manche Kinder kommen sogar nach ihrer Entlassung zur Visite von Dr. Distinow.» Seit 1993 organisiert die Fondation Théodora in Renens (VD) in Schweizer Kinderspitälern wöchentliche Besuche von Clowns. Ziel ist es, «die Leiden der kleinen Patienten durch das Lachen zu lindern und sie auf andere Gedanken zu bringen», so André Poulie, Gründer und Präsident der gemeinnützigen Stiftung. Die Theodora-Stiftung wird am kommenden Wochenende am dritten internationalen Kongress Humor in der Therapie in der Messe Basel vertreten sein. Rund dreissig namhafte Forscher und Praktiker aus den USA, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden die Heilkraft des Lachens aus verschiedensten Blickwinkeln erläutern. Themenschwerpunkt: «Humor als soziale Kompetenz in Pädagogik, Management und Therapie». Zahlreiche Vorträge und Workshops sollen den Kongressteilnehmern einen Überblick verschaffen zu den neuen Erkenntnissen der relativ jungen Wissenschaft vom Lachen, der Gelotologie.

Wie ein inneres Jogging

Dass Lachen gesund ist, weiss der Volksmund schon lange. Auch medizinisch ist die positive Wirkung belegt: herzhaftes Gelächter ist für den Körper wie ein inneres Jogging. Die Atmung wird aktiviert, die Durchblutung angeregt, und der Herzschlag erhöht sich auf 120 pro Minute. Lachen entspannt, senkt den Blutdruck, bringt den Kreislauf auf Touren, regt die Verdauung an. Es gilt als kostenloses Heilmittel zur Bekämpfung von Asthma, Migräne, Rückenschmerzen und sexuellen Störungen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass Lachen nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele guttut. So ist zum Beispiel William Fry, Professor für Psychiatrie an der Stanford University und Mitglied des Kongress-Patronats Humor in der Therapie, überzeugt, dass Lachen die Freisetzung von Endorphinen fördert, den natürlichen Schmerzmitteln des Körpers, die gleichzeitig die Stimmung positiv beeinflussen.

Unter Stress und Druck ist es nicht immer leicht, aus vollem Halse zu lachen. Eine deutsche Studie jedenfalls besagt, dass der Mensch vor 40 Jahren noch dreimal soviel gelacht hat wie heute. Der Untersuchung zufolge lächeln Kinder im Durchschnitt 400mal am Tag, Erwachsene nur noch 15mal. Das Lachen - als Steigerungsform des Lächelns - ist bei Kindern noch 150mal täglich zu hören. Wenn sie den «Ernst des Lebens» kennenlernen, verringere sich die Durchschnittszahl in alarmierender Weise auf sechs.

Lachen bewusst trainieren

Dabei ist ein aufgesetztes Lächeln immer noch besser, als gar keine Miene zu verziehen. Die positiven Effekte könnten nämlich auch erzielt werden, wenn das Lachen bewusst trainiert werde. «Zum Beispiel indem man vor dem Spiegel Faxen macht, mit den Gesichtsmuskeln spielt», meint Michael Titze. Der deutsche Psychotherapeut und Buchautor («Die heilende Kraft des Lachens», «Therapeutischer Humor») aus Tuttlingen ist Mitorganisator des Basler Kongresses. Nach amerikanischem Vorbild therapiert er seit Jahren mit Hilfe des Humors.

In den USA haben die Theorien rund um die gute Laune bereits einen Boom an Humortherapeuten bewirkt, die Heilkraft des Lachens ist eine ernste Sache und steht so hoch im Kurs wie nie zuvor.

Kein Wunder, haben auch stressgeplagte Manager die kommerziellen Humorberater entdeckt. Multis wie die Citybank, Sony, IBM, General Motors und Hewlett Packard schicken ihre Mitglieder des mittleren bis oberen Kaders gerne mal in Seminare, wo sie lernen, sich mit Hilfe von Lachübungen lustvoll zu entspannen. Denn immer stärker hängt der berufliche Erfolg von der positiven Ausstrahlung ab.

Mit Humor zum Erfolg?

«Aufgestellte» Menschen sind nun mal erfolgreicher, behauptet auch der Bestsellerautor Daniel Goleman in seinem Buch «Emotionale Intelligenz» (EQ). Seine These: Wer in Privat- und Berufsleben Erfolg haben will, muss nicht nur den kühlen Verstand (IQ) einsetzen, sondern auch seine Gefühle kennen und nutzen. Der echte EQ-Typ, als kunstfertiger Manager seiner Emotionen und Manipulator der Gefühle seiner Mitmenschen, lässt sich nicht so schnell frustrieren und stressen, er meistert sein Leben besser. Wer als Manager um seinen Job bangt, hat zwar nichts zu lachen. Aber er kann's lernen. Auch in der Schweiz. «Der Leistungsdruck und die Mobbing-Fälle nehmen zu, die Produktivität geht zurück. Auch hier veranstalten schon einige Firmen Seminare und Workshops, in denen ihre Angestellten lernen sollen, wieder humorvoller miteinander umzugehen», sagt Michael Titze. Zum aktuellen Thema wurden verschiedene Fachleute an den Kongress in Basel geladen, zum Beispiel aus den USA Paul McGhee, Professor für Entwicklungspsychologie. Er wird morgen Samstag darüber referieren wie Unternehmen Humor als Kommunikationsform erfolgreich einsetzen können.