Pressestimmen zum Thema Humor:


Psychologen vertrauen auf das Heilmittel Lachen

von: Sebastian Heise

Menschen sollen nicht nur am Weltlachtag fröhlich sein - Hochziehen der Mundwinkel hilft bei Stress
Von AP-Korrespondent Sebastian Heise

München (AP)
Am Weltlachtag kann Erika Kunz getrost auf das Lachen verzichten. «Ich lache so viele Tage im Jahr, so dass ich nicht ausgerechnet an diesem Tag lachen muss.» Den Weltlachtag am kommenden Sonntag findet die dreifache Mutter dennoch «super». Denn das Lachen hilft ihrer Überzeugung nach in fast allen Lebenslagen: Kunz arbeitet als «therapeutischer Clown» und versucht mit Lachtherapien kranken Menschen zu helfen.

«Lachen ist der grösste Feind des Stresses», sagt sie. Zum Beispiel das Verpassen eines Zuges kann man nach ihren Worten schon dadurch besser verkraften, dass man die Mundwinkel zu einem Lächeln hochzieht. Selbst unter grössten Arbeitsbelastungen würden sich auf diese Weise Verspannungen lösen. Wer die Mundwinkel hochzieht, richtet sich automatisch auf und vermeidet eine traurige Grundhaltung, erklärt sie.
Die Menschen werden durch Fröhlichkeit zufriedener, kreativer und spontaner. Wie ihr Kollege, der Tuttlinger Psychotherapeut Michael Titze, glaubt sie an die heilende Kraft des Lachens. Das Lachen lenkt von Schmerzen ab, es senkt die Stresshormone Adrenalin und Kortisol. Stattdessen werden Glückshormone, «Endorphine», ausgeschüttet. Selbst gegen Verstopfung, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit soll es helfen, sagt Kunz.

Laut Titze wird durch das Lachen die Atmung stark angeregt, so dass es zu einem beschleunigten Austausch von verbrauchter und sauerstoffangereicherter Luft kommt. Dadurch werden die Verbrennungsvorgänge im Körper gefördert. Der Herzschlag wird nach seiner Beschreibung zunächst beschleunigt, um sich bald deutlich zu verlangsamen, so dass der Blutdruck gesenkt wird.


Die Muskulatur entspannt sich. Insgesamt kommt es zu einer besseren Durchblutung. Stresshormone werden abgebaut und die Verdauungsdrüsen angeregt. Die «körpereigene Polizei» wird alarmiert. So können Blutinhaltsstoffe deutlich vermehrt werden, die die Immunabwehr sicherstellen. T-Zellen, die den Körper gegen viele Krankheitserreger schützen, nehmen durch das Lachen zu.
Studien der Gelotologie, das heisst der Lehre vom Lachen, ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung erfahren, die mehrere Stunden anhalten kann. Japanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Lachen allergische Beschwerden lindert. Die Wissenschaftler hatten 26 Patienten mit so genannter atopischer Dermatitis verschiedenen Allergenen ausgesetzt. Anschliessend durften die Testpersonen sich entweder Charlie Chaplins Film «Modern Times» oder aber ein Video über das Wetter ansehen. Resultat: Betrachter der Chaplin-Komödie zeigten deutlich weniger allergische Reaktionen als die anderen Patienten.
In Münchner Krankenhäuser arbeiten seit einiger Zeit Klinik-Clowns, um die Patienten zum Lachen zu bringen. Auch der englische Gesundheitsdienst glaubt an die heilsame Wirkung und wendet jährlich mehr als 900 Millionen Mark für die Erheiterung der Patienten auf.

Lachen bringt Entspannung und Potenz
Lachen soll auch ein wirksames Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit sein. Lachforscher fanden heraus, dass eine Minute Lachen ebenso erfrischend sein soll wie 45 Minuten Entspannungstraining. Ausserdem soll Lachen dem Mann zu mehr Potenzkraft verhelfen.
Und schliesslich fördert es die Kreativität, wie Kunz berichtet. So schicken Unternehmen ihre Mitarbeiter in Lachseminare. «Das kontrollierende Denken und Handeln wird durch das Lachen aufgelöst», sagt die Therapeutin. Die geordneten Gedanken werden unterbrochen. Man ist offen für neues.
Auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingt: «Lachende Menschen sind glücklichere Menschen», sagt Kunz. Und deswegen erzählt sie ihren drei Kindern auch schon seit langem jeden Abend lustige Geschichten, damit auch sie die Fröhlichkeit zu schätzen wissen.


22. Juli 1999, Online-Nachrichten

Kichern für den Job.

Bei Southwest-Airlines schlottern den Fluggästen beim Landeanflug nicht leise die Knie. Hie und da perlt vielmehr ein helles Kichern durch die Sitzreihen. Um die Passagieren bei Laune zu halten, setzt die amerikanische Fluggesellschaft auf Humorstatt teurem Service und edler Ausstattung. Doch wenn die Kapitäne tief in die Witzekiste greifen, erheitert das nicht nur die flugangstgepeitschten Passagiere, sondern auch die Mitarbeiter. Das ist kein Zufall, sondern Strategie. Denn mit Humor, glauben die Macher bei Southwest, arbeitetes sich leichter. Wer in einem humorigen Arbeitsklima seinen Job tut, dem falle es leichter sich zu verändern, unter Druckkreativ zu bleiben und effektiv zu arbeiten. Deshalb ist Humor Einstellungskriterium Nummer eins. Frage im Vorstellungsgespräch: "Wie haben Sie kürzlich Ihren Sinn für Humor in Ihrer Arbeitsumgebung genutzt? "Nur Kandidaten, denen etwa ein gutgelaunter Spruch wie dieser einfällt, haben eine Chance: "Bitte stellen Sie Ihre Sitze in die aufrechteste und ungemütlichste Position, die sie einnehmen können." Das Konzept geht auf: Nach eigenen Angabenfährt die Fluggesellschaft als einzige in den USA seit 25 Jahren Gewinne ein - angeblich dank des Humors. Lachen und Heiterkeit - in vielen Unternehmen eine Rarität. Job ist Job. Das ist der Ernst des Lebens. Da gibt es nichts zu Lachen. Falsch. Griesgrämige Angestellte fühlen sich weniger wohl, bringen weniger Leistung, sind weniger wendig. In den USA setzen Unternehmen zunehmend auf derartige Strategien. Manche Firmen beschäftigen sogar Komiker oder Humorberater, um die Stimmung in den Büros aufzupeppen und das gesundheitliche Befinden der Mitarbeiter zustärken. Beispiel: Kodak. Der Filmentwickler versuchte in den vergangenen Jahren dem Stress seiner Angestellten mit Hilfe von "Humorpausenräumen" ein Ventil zuverschaffen. In New York etwa gab es derlei Zimmer voll mit Cartoons und Witzfilmen, bis die Kicherhallen dem Rotstift zum Opfer fielen. Andere Firmen führen stellen Humorberater an, die miesepetrige Arbeitnehmer mit munteren Spielchen in entspannte Stimmung versetzen sollen. Oder einen Witztag pro Woche, an dem sich die Mitarbeiter mal richtig gehen lassen können. Mit allem was sie für witzighalten, ob kreischige Krawatten oder Kinderphotos an der Pinwand. Alles Unsinn? "Wenn ein solcher Ansatz isoliert steht, ist das schon eine merkwürdige Massnahme", sagt Hans-Uwe Hohner, Arbeitspsychologe an der Freien Universität Berlin. "ist er jedoch eingebettet in ein Gesamtkonzept der Personalstrategie, die beispielsweise mehr auf Autonomie des Einzelnen setzt, kann das sehr effektiv sein." Gerade vor einen stresstheoretischen Hintergrund könne Humorein gutes Hilfsmittel sein, das zum Beispiel den Beteiligten hilft, sich zu entspannen, wenn eine Situation am Arbeitsplatz kompliziert ist. Den wohltuenden Effekt einer humorigen Arbeitsatmosphäre hat Hohner selbst erlebt: "Bei British Airways hört man in letzter Zeit öfter «Bitte alles zurücktreten, wir fliegen jetzt ab.» "Keine Frage, in Zeiten eines angespannten Arbeitsmarktes, in denen die Arbeitsdichte immer grösser, die Konkurrenz stärker, die Aufgaben vielfältiger werden, kann Lachen zum Effizienzhebel werden. "Lachen öffnet den Brustkorb und verbindet die rechte - künstlerische - und linke - logische - Gehirnhälfte miteinander. Leute, die viel lachen, bewegen sich mehr, sie sind klarer in ihrem emotionalen Ausdruck und haben oft eine klarere Orientierung im Bezug auf ihre Aufgaben und im Verhältnis zu ihrem Chef", vermutet der Kölner Coaching-Experte Siegfried Reisinger. In deutschen Unternehmen werde zu wenig gelacht. Allerdings: "Lachen ist nur förderlich, wo es was zu lachen gibt. Wenn Humor aber nur dazu dient, Tretminen in einem Unternehmen zu übertünchen, ist das eine ganz grosse Gefahr." Beispiel: Ein Chef, der die Ursache des Stresses in einer Abteilung ist, engagiert einen Humorberater, der seinen Trupp in Laune bringen soll. Da stellt sich für den Berater die Frage: Was ist hier der Auftrag? Das Überdecken von Konflikten mit köstlich komischen Witzen, anstatt die Problempunkte selbst anzugehen.Ein Bumerang für ein gutes Arbeitsklima. Verteufelt sei Humor auch, so Reisinger,wenn es sich um Galgenhumor handele: "Galgenhumorlachen ist oft Ausdruck einer inneren Kündigung.

Wenn Leute Probleme im Job haben, kann das Lachen ein Symptom sein, dass sie sich aus dem Arbeitsplatz raus ins Privatleben verlagern. "Humor kann nicht nur das Klima am Arbeitsplatz auflockern. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Witze und Sprüche, die in einer Firma kursieren, spiegeln die Unternehmenskultur so deutlichwie sonst kaum etwas. An der Universität Augsburg sind daher die flapsigen Zoten und Neckereien, die durch die Unternehmensflure schwirren, längst Gegenstand der Forschung. Arbeitspsychologe Hohner: "Wenn man untersucht, wie werden etwa die Chefs auf die Schippe genommen, lernt man viel über ein Unternehmen. "Kaum überraschend, dass Unternehmensberater zunehmend auf humorige Problembewältigung in Betrieben setzten. Unternehmenstheater nennt sich der Ansatz. Die Idee: Die Betriebe spielen Theater, in dem Kommunikationsmuster und Konflikte im Unternehmen karikiert und dadurch zum Gegenstand grösster Erheiterung werden. Das öffnet den Zugang zum Problem. In manchen Seminaren dürfen Manager selbst zum Griffel greifen und Drehbücher schreiben, die andere Seminarteilnehmer aufführen. Dann wird deutlich, wie unterschiedlich sich ihre Handlungsweisen interpretieren lassen, wo möglicherweise Missverständnisse im Arbeitsalltag liegen. Ziel der theatralischen Annäherung ist "nicht Training, nicht Event und kein Theater von der Stange", heisst es auf der Website eines Anbieters von Unternehmenstheater im bayerischen Hof, "sondern den Entscheidern aus der Wirtschaft ... Orientierungshilfe zu bieten.". Ein erfolgversprechender Ansatz, so Reisinger, sofern es nicht bei der spielerischen Lachnummer bleibe, sondern anschliessend alle Beteiligten ernsthaft über die Konflikte debattierten. Inwischen sei Humor zum ernsten Geschäft geworden, sagte Joel Goodmann, Leiter eines Humor-Projekts in Saratago Springs, New York gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger. 800000 Businessmen, Erzieher, Ärzte, Krankenpfleger, sollen nach eigenen Angaben bereits das Institut besucht und gelernt haben, wie sich Humor bei der Arbeit nutzbringend einsetzen lässt. Kein Wunder, dass derlei Ansätze in Zeiten eines krisengeschüttelten Arbeitsmarktes florieren. Denn glaubt man Norman Cousins Uralt-Bestseller "Anatomie einer Krankheit", mittlerweile 20 Jahre alt, ist Lachen ein Mittel gegen viele Malaisen. Dem amerikanischen Arzt soll Lachen angeblich entscheidend dabei geholfen haben, eine schwere Krankheit zu bewältigen. Die Erfahrung machte Schule. Ein Kollege Normans gründete wenig später in Indien Lachclubs mit therapeutischer Wirkung. Von der therapeutischen Wirkung eines herzhaften Lachens sind Humorexperten schon lange überzeugt. "Das Gehirn wird stimuliert, das Gedächtnis verbessert, das Herz trainiert," schreibt der Psychiatrieprofessor William Fry von der Stanfort University in den USA. Das kann im Arbeitsleben nur von Vorteil sein, verkündete auch der Kommunikationstrainer Michael Wenk Mitte Oktober vergangenen Jahres auf dem Basler Kongress "Humor in der Therapie". Lachen ist gesund, die Wirtschaft krankt. Fazit: Da müsse gelacht werden. Freilich, die Forschung über die therapeutische Wirkung des Lachens steckt noch in den Kinderschuhen. Solide Untersuchungen mit ausreichenden Kontrollgruppen und systematischer statistischer Auswertung gibt es noch nicht. Doch Lachgesellschaften und ihre Protagonisten wie der Vorsitzende der "Laughter Remedy", Paul McGhee, tun alles, damit sich das ändert. Mit kraftvollen Websites und Kongressen wie denen in Basel wollen sie ihrer Idee von der heilenden Wirkung herzhaften Lachens auf die Sprünge helfen. "Humor hebt die Arbeitsmoral in einem Betrieb, fördert Teamgeist und Kreativität und reduziert den Stress im alltäglichen Business", ist das Credo des Lachpapstes. In den USA haben die Theorien um die gute Laune bereits einen Boom der Humortherapeuten bewirkt. Humorberater ziehen durch die Kliniken, es gibt Gelächterzimmer und Clown-Doktoren. Soweit ist es in Europa noch nicht. Jedoch: Die Basler Gesellschaft für Individualpsychologie rückt nach. Nun gibt es einen Lehrgang: Für die Qualifikation zum diplomierten Humorberater.





Lachen bis zum Umfallen.

Je grösser die Spannung eines Witzes,
desto kleiner wird die der Muskeln.

19.9.1999, von Eric Nagourney




«Schwach vor Lachen ist nicht nur
eine Metapher»:
Anonymer Scherzkeks






LEIDEN (NL) - Wer gerne und viel lacht, kennt das Gefühl: Die Knie beginnen bei jedem halbwegs guten Witz - etwa: warum benutzen Österreicher überlange Zügelwagen? - zu zittern, man kann sich kaum noch halten und möchte sich am liebsten flach hinlegen.

Holländische Forscher haben nun herausgefunden, warum dem so ist und wir, wenn wir lauthals herauslachen, fast schlapp machen.

Lachen, so stellten sie in ihrer kürzlich im Ärzteblatt «The Lancet» publizierten Studie fest, bringt nämlich einen Reflex zum Verschwinden, der normalerweise die Muskelanspannung aufrechterhält.

«Schwach vor Lachen ist nicht nur eine Metapher», sagt Gert van Dijk, einer der Autoren der Studie vom Medical Center der Universität Leiden. «Eigentlich ist es gar keine Metapher, sondern eine reale Beobachtung.»

Die holländischen Forscher machten ihre Entdeckung eher zufällig. Van Dijk und seine Mitstreiter waren der Ursache der «Kataplexie» auf der Spur - einer Krankheit, die dazu führt, dass Menschen in stark emotionalen Situationen, etwa beim Lachen, kollabieren und sich dabei oft selbst verletzen. Viele dieser Kataplexie-Patienten leiden zudem tagsüber an zwanghaften Schlafanfällen (Narkolepsie).


Bei den Tests offenbarte sich dann die grosse Überraschung. Van Dijks Team verkabelte - zu Vergleichszwecken - zuerst vier gesunde Personen mit Elektroden auf dem Oberschenkel. Diese sollten den so genannten H-Reflex messen, der die Stärke der Muskelkontraktion oder des Muskeltonus widergibt: Je stärker der H-Reflex, desto einfacher fallen einem Bewegungen. Bei den gesunden Personen, so die Erwartung der Forscher, würde sich der H-Reflex beim Lachen kaum verändern.

Doch es kam anders. Als Van Dijk und Co. mit den verkabelten Kollegen herumalberten, staunten sie plötzlich nicht schlecht: Auf dem angeschlossenen Monitor verschwand der H-Reflex fast ganz, wenn die Testpersonen lauthals herauslachten. Lächelten sie hingegen nur, zeigte sich der getestete Reflex in seiner vollen Stärke.
Daraufhin testeten die Forscher eine zweite Gruppe von gesunden Freiwilligen und erzählten diesen lustige Witze (in Holland müssen die Belgier dran glauben und nicht wie bei uns die Österreicher).

Und wieder: Lachten die Probanden lauthals, verschwand der H-Reflex, ihre Muskeln machten schlapp. Nicht immer genügten allerdings Belgierwitze. Sebastiaan Overeem, der erklärte Scherzkeks im Team, gesteht denn auch: «In einigen Fällen musste ich auf Viagra-Witze zurückgreifen.»

Ach ja: Die Österreicher (oder waren es die Belgier?) benutzen überlange Umzugsautos, um ihre Gartenschläuche zu zügeln.